Montag, 21. Dezember 2015

Sie sind wieder da

Mir wurde mal gesagt, Depressionen seien heilbar. Das mag auch sein. Aber irgendwie sind sie es auch nicht. Ständig werde ich daran erinnert, dass ich mal depressiv war, weil ich es schon wieder bin. ... .... Oder vielleicht auch immer noch. Ich dachte die letzten Monate, dass das schon wieder vorbeigehen wird, dass es nur so eine Phase ist, wie sie jeder mal hat. Nein. Diesmal ist es wieder genauso wie damals. Wie jedes damals. Es fühlt sich an, als wenn man den Liebeskummer der aller Verlassenen alleine spürt. Als wenn dir jemand den Brustkorb zerdrückt, zuschnürt und du dich einfach nicht befreien kannst. Als ob du rennst und rennst, aber dich eigentlich nicht von der Stelle bewegst und dein Herz rast. Du wirst nachts wach von einem Schlaf, der so recht gar keiner sein will und hyperventilierst. Panik. Und dann plötzlich bist du wieder so kalt und emotionslos wie ein Stein am Meeresgrund. Und der einzige Mensch, der in dir die Menschlichkeit regt, die Wärme ein wenig entfacht, dich fühlen lässt, schläft so seelenruhig. Du hasst ihn nicht für den Schlaf, den er bekommt und du nicht. Du hasst ihn nicht dafür, dass er dir nicht hilft. Wie soll er auch. Du fühlst dich nur unendlich schuldig und traurig, dass du ihn da durch ziehen musst. Viel lieber wärst du fröhlich und immer warmherzig, aber es ist dir nicht vergönnt.
Und plötzlich stelle ich fest, dass ich ganz genau weiß, wann es mir schlechter geht, wann ich am Boden bin: Wenn das, was ich schreibe, all die Gedichte und Kurzgeschichten, auf einmal wieder fließen in bunten und blumigen Farben. Je schlechter es mir geht, desto schöner sind die Reime, die ich schreibe. Ich hasse es, dass ich es liebe so schreiben zu können. Vielleicht stimmt es, was sie sagen, dass Papier geduldig ist. Die Menschen eher weniger. 
Und mit genau diesen Gefühlen auf der Brust floh ich unbewusst in eine dunkle Höhle und komme nicht mehr raus. Als wenn ich stumm bin und schreien möchte. Nichts läuft zusammen, alles fällt und alles regnet Stacheldraht. Und du weißt, dass es dir schlecht geht, wenn du durch den Stacheldraht gehst und du die Schmerzen nicht mehr spürst. Wenn du nicht mal dein warmes Blut von den Fingerspitzen tropfen spürst.
Ich muss zu einem Arzt. Nichts macht mir jedoch so viel Angst als schon wieder in Therapie zu müssen. Ich habe gedacht, ich hab's geschafft! Aber vielleicht sind Depressionen auch mehr wie eine Grippe und alle paar Jahre schnappe ich mir eine auf. Und wenn sie ausgebrochen ist, ist das erste Symptom diese Leere in meinem Blick, dieser Tod, der mir dann um die Augen steht.

Geht es anderen auch so? Bin ich allein?